Neun Nerdfragen

Danares schmeißt mit Stöckchen um sich, und da ich noch ziemlich neu in dieser ganzen Blogsache bin, dachte ich mir spontan: das Stöckchen schnapp’ ich mir, damit Ihr, liebe Leserlein, mich etwas besser kennen lernt. 🙂

Es gibt hier neun Fragen und meine Antworten dazu. Wer also im Detail wissen will, warum und wie ich ein Nerd bin und was ich vom Rumgeeken und Nerdsein allgemein so halte – einfach weiterlesen!

1) Siehst du dich selbst als Nerd?

Nerd, Geek, froh darüber und irgendwie sogar auch stolz drauf.

2) Was ist dein Nerd-Fachgebiet?

Wenn ich mich auf ein Fachgebiet beschränken müsste … tue ich aber nicht, ich bin ein großer Fan von transdisziplinären Ansätzen und Eindimensionalität ist laaangweilig (steht alles auch hier). Mein Lieblings-“Fandom” ist ohne Zweifel Star Trek in allen seinen Facetten – darf ich mich vorstellen, ich bin die singende, tanzende Memory Alpha. Auf einer Meta-Ebene beschäftige ich mich am Liebsten mit der praktischen Anwendung dessen was ich im real life studiert habe bzw. immer noch studiere (und habe jetzt endlich eine passende Antwort auf die depperte Frage “Und was willst du dann damit machen?!” 😛 )  – soll heißen, alles was irgendwie mit Sprach-, Kultur- und Literaturwissenschaft zu tun hat, mit besonderem Focus auf Conlangs und Fanfiction.

3) Was ist das nerdigste, was du jemals gemacht hast?

Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht, und von “Ich bin nerdiger als Du, weil…”-Weitpinkel-Wettbewerben halte ich wenig. Vielleicht ist es nicht das Nerdigste was ich je gemacht habe, aber dafür mache ich es immer wieder, irgendwie definiert es mich und ich bin ziemlich gut darin: lasst mich, ich muss mich da jetzt mal kurz ‘reinsteigern! Egal, ob es dabei darum geht für einen wiederholten Fernseh- oder Lesemarathon die Welt anzuhalten und ein paar Tage lang völlig abzutauchen (hallo, LOTR-Super-Special-Extended-Edition-Weihnachten, dich meine ich!), oder um die Anhäufung von völlig sinnlosem enzyklopädischem Fanwissen zu einer Serie, oder um kreatives Schaffen, oder darum den gesamten Sommerurlaub auf Summer Schools und Konferenzen zu verbringen, oder sogar (ja wirklich!) um wissenschaftliche Fragestellungen und Unikram der absolut nicht prüfungsrelevant aber trotzdem superspannend ist – so bin ich halt, das mein shade of nerd.

4) Und das unnerdigste?

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass diese Frage und die vorherige schon ziemlich tief in die Kiste der Stereotypen greifen… :/ also sage ich einfach mal: Überleben in der großen, gruseligen, wirklichen Welt da draußen. Hin und wieder habe ich sogar Sex. Boah, ey.

5) „Nerd“ ist eigentlich eher ein Wort für männliche Nerds. Sollte es eine eigene Bezeichnung für weibliche Nerds geben (wenn ja,welche?) oder sollte „Nerd“ geschlechterübergreifend verwendet werden?

Nein, ich mag das Wort Nerd als allumfassenden, gleichberechtigten, neutralen Terminus. Schließlich bemühen wir uns in so vielen Bereichen des Lebens um gendergerechte Sprache, weswegen ich es ehrlich gesagt ziemlich idiotisch fände, irgendwelche Kunstworte à la “Nerdin” daherzufabulieren.  Wenn – aus welchem Grund auch immer – eine geschlechtsspezifische Differenzierung angebracht ist, mag ich den Terminus “Geek Girl”, den viele Frauen* im Geekdom vor allem in Übersee als Eigenbezeichnung benutzen.

6) Wie bist du zum Nerd geworden?

Zum “klassischen” Geek geworden bin ich erst ziemlich spät, schon als Erwachsene volljähriger Mensch, als mein Lieblingsmensch (der Teilzeitsuperheld) mich allmählich an Star Trek, Science Fiction und was man sonst noch so mit “rumgeeken” verbindet, herangeführt hat. Die Interessen haben sich gewandelt, aber ein Nerd war ich trotzdem immer schon – ich fühle mich sehr wohl in meiner eigenen Phantasie und der Gesellschaft von Büchern und habe keine Angst davor mein Gehirn zu benutzen, das war als schüchternes und altkluges Kind sowie als poetischer und missverstandener Teenager schon so, und wird (hoffentlich!) auch immer so bleiben.

7) Ist Nerdtum eine Lebenseinstellung, eine Subkultur oder einfach nur eine Label, das niemand braucht?

Eine Lebenseinstellung, die in diversen Subkulturen existiert – alles darüber hinaus sind Labels, die niemand braucht. So weit so verwirrend? … nein, eigentlich gar nicht. 😉

8) Nerd ist das neue Mainstream – was für Nerd-Aspekte werden niemals Mainstream werden?

Also, wenn diese Frage auf bestimmte Fandoms (Filme, Serien, Games, etc. pp.) oder Subkulturen (Cosplayer, Rollenspieler, Fanficautoren, etc. pp.) abzielen sollte sage ich einfach nur: alles und nichts, ist mir wurscht. Da geht’s nur um Warhol’sche “Fünf Minuten Ruhm”, die quasi per Zufall alles und jeden ereilen können, und die dementsprechend absolut nichtssagend sind weil sie eher kommerzielle als (sub-)kulturelle Motivationen verfolgen. Wie schon erwähnt, habe ich ein Problem mit allzu rigiden Schubladisierungen und nerdig-nerdiger-amNerdigsten-Weitpinkeln (wem nicht klar ist was das anrichten kann, der schaue mal ‘rüber zu Mary Sues und Geek Anthropologists Beiträgen zum Diskurs über die vermeintlichen “Fake Geek Girls”). Nur eins fällt mir wirklich ein, und das ist nichts Materielles: Intelligenz und Begeisterungsfähigkeit. Das ist es, was für mich einen “wahren” Nerd ausmacht, und das haben bestimmt nicht alle. 😉

9) Dein Lieblingsnerd in der Fiktion?

Das ist die schwerste Frage, die ich spontan gar nicht eindeutig beantworten kann – vor allem, da so viele nerdige Held*innen selbst gar keine Nerds sind und etliche Nerds nicht unbedingt in einem positiven Licht dargestellt werden. Als Kind habe ich Matilda geliebt – und da sie ein role model für junge Nerds (wenn auch nicht unbedingt für die “klassischen” Geeks) ist, möchte ich sie einfach mal da stehen lassen.


So weit, so gut – das war’s von mir. Wer das Stöckchen haben will, darf sich gerne bedienen, das ist ein Stöckchen für alle und mehr Infos dazu stehen im Link oben – und wenn wir schon dabei sind, bewerfe ich einfach mal Su und die entzückende Frau von Saltkrokan damit, viel Spaß wenn Ihr ihn denn haben möchtet. Die Frau im Foto bin übrigens nicht ich (nein, wirklich – meine Haare sind schon ein paar Jahre lang nicht mehr feuerwehrautorot), sondern ein Splitter wahrscheinlich schon wieder längst vergangener Straßenkunst, den ich von zuhause mitgebracht habe. Weil den ganzen Tag im (und vor dem) MACBA sitzen ist auch Nerdsein. So viele Facetten, so viel schön!

12 thoughts on “Neun Nerdfragen

  1. => “Ich bin nerdiger als Du, weil…-Weitpinkeln” Ja, da ist was dran! 🙂

    Sehr, sehr interessant Deine Antworten! Finde ich klasse, dass Du Dir das Nerdstöckchen sofort geschnappt hast. Außerdem bin ich Dir sehr dankbar dafür, dass Mary Sue auf diesem Umweg wieder in mein Leben getreten ist. Hat lange zu meinem aktiven Wortschatz gehört… 🙂

    1. Das mit den “Weitpinkel-Wettbewerben” ist mir jetzt leider schon öfter aufgefallen, vor allem in Onlinecommunitys, aber auch im Real Life. Ich bin nerdiger als du, weil ich eine größere DVD-Sammlung habe. Du bist ja gar kein richtiger Fan, weil du nicht in Cosplay auf Conventions gehst. Richtige Geeks schauen Star Trek, nicht Star Wars, das ist viiel zu mainstream. Wenn du nicht fließend Sindarin und Quenya sprichst, untersteh’ dich zu behaupten du hättest eine Ahnung von Tolkien. Alles Bullshit, meiner Meinung nach. Die Nerd-Welt ist groß genug für uns alle :), und gerade wir Nerds, die sich so oft beschweren dass sie von “der Mainstream-Gesellschaft” ausgeschlossen würden, machen es uns noch schwerer wenn wir untereinander noch auf kleingeistigen Schubladen bestehen anstatt uns alle mal ein bisserl lieb zu haben und gemeinsam rumzugeeken… 😉

      Danke Dir für das Stöckchen, hat Spaß gemacht! 🙂

      1. Ma ja, dauernd dieses Wetteifern… grad auf Facebook in einem Game of Thrones-Thread gelesen: Wer die aktuelle Episode (Season 4, Episode 2) noch nicht gesehen hat, ist kein richtiger Fan *facepalm* Und wer die Bücher nicht gelesen hat, braucht sich gar nicht erst als Game of Thrones-Fan bezeichnen und darf sich erst recht nicht über Spoiler beschweren, immerhin gibt’s die Bücher ja schon seit den 1990ern. Bei sowas werd ich echt grantig. Erstens ist dieses Wetteifern völlig überflüssig, zweitens kann man doch nicht anderen mit dem “Argument”, die Bücher gebe es schon so lange, den Spaß verderben.

      2. Sich aufpudeln ist die halbe Welt … Manchen geht halt unglaublich einer drauf ab, wenn sie sich als GröFaZ (größter Fanboy / größtes Fangirl aller Zeiten, nicht der andere GröFaZ, natürlich 😉 ) produzieren können. Ich check’ das einfach nicht, wahrscheinlich weil ich mich immer freue wenn ich jemanden kennen lerne der meine Interessen teilt…

        (P.S. GMAAAH! Warum kann ich nicht direkt auf Sus Kommentar antworten? Glumpat, deppates.)

      3. Aaaaaaaaaah, wieso hast du auf Geek Anthropologist verlinkt – jetzt komm ich vom Laptop nimmer weg *gnah* Werd mich wohl mit Gewalt losreißen müssen…

  2. Ja, ich stimme Dir absolut zu. Und wenn Dein letzter Satz im Kommentar weniger als 140 Zeichen hätte, dann würde ich Dich glatt für die anderen Nerds in Twitter zitieren. 🙂 Ich war aber so frei, Deinen Beitrag unter #Nerdstöckchen dort zu teilen.
    Hat auch sehr viel Spaß gemacht, Deine Antworten zu lesen! 🙂

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